Armut und Benachteiligung von Kindern in Deutschland
In Deutschland lebt derzeit etwa jedes fünfte Kind unter 18 Jahren in einer dauerhaften oder wiederkehrenden Armutslage, knapp 10 Prozent leben laut einer aktuellen Studie der Bertelsmann Stiftung in temporären Armutslagen. Davon betroffen sind vor allem Kinder in alleinerziehenden Familien, kinderreiche Familien, Kinder mit Migrationshintergrund und Familien, die im städtischen Raum leben (vgl. Bertelsmann Stiftung, 2016, 2017b, 2018c).
In Armut zu leben und aufzuwachsen bedeutet für die meisten Kinder heute zwar nicht mehr, dass die existenzielle Grundversorgung nicht gewährleistet ist; es heißt jedoch, dass Kinder schon früh auf vieles verzichten müssen, was für Gleichaltrige ganz selbstverständlich zum Aufwachsen dazugehört. Sie leben in beengten Wohnverhältnissen, haben wenig Geld für gesundes Essen, Bildung oder Urlaub. In ihrer Freizeit können sie oft nicht an ihren Wunschaktivitäten teilnehmen oder einen Verein besuchen, fühlen sich dadurch weniger zugehörig zur Gesellschaft und haben oft weniger enge Freunde. Kinder, die in Armut aufwachsen und nicht am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können, werden häufig vom sozialen und gesellschaftlichen Leben abgekoppelt und haben nachweisbar schlechtere Chancen in Schule und Ausbildung (vgl. Bertelsmann Stiftung 2017b, 2018a, 2018b).
Gerade ein uneingeschränkter Zugang zu alterstypischen und -gerechten außerschulischen Angeboten im Bereich Bildung, Kultur, Sport, Musik und Kunst ist jedoch von zentraler Bedeutung für die Entwicklungs- und Teilhabechancen von Kindern und Jugendlichen, für das kindliche Wohlbefinden sowie die kindliche Sozialisation. In den Entwicklungsphasen der Kindheit und Jugend werden wichtige Grundlagen für deren zukünftiges Leben mit Blick auf Bildung, Gesundheit, Partizipation und Demokratieverständnis gelegt. Unabhängig von seinem familiären Hintergrund sollte daher ein jedes Kind in Deutschland ein Recht auf gutes Aufwachsen sowie faire Bildungs- und Teilhabechancen haben (vgl. Bertelsmann Stiftung, 2017a, 2018a).
Besonders im Freizeitbereich bieten sich zahlreiche Möglichkeiten, um Teilhabe am gesellschaftlichen Leben und Zugehörigkeit zu erfahren. Außerhalb der eher engen Strukturen der Sozialisationsorte Familie und Schule können Kinder und Jugendliche hier vielfältige Kompetenzen und Ressourcen für ihr gegenwärtiges und zukünftiges Leben aufbauen. In der Interaktion mit Gleichaltrigen und innerhalb von Gruppen eröffnet sich diesen eine neue Lebens- und Erfahrungswelt, in der sie bestimmte Verhaltensweisen einüben und kollektive Erfahrungen machen können. Im Rahmen von (organisierten) Freizeitaktivitäten werden somit nicht nur soziale, emotionale und kommunikative Kompetenzen vermittelt, sondern auch die sozio-kognitive Entwicklung gefördert – und damit ein wichtiger Grundstein für die zukünftigen Lebens- und Bildungschancen sowie den Aufbau ihres sozialen Kapitals gelegt (vgl. Bertelsmann Stiftung, 2018a).
Ferienmaßnahmen für benachteiligte Kinder
Mit speziellen Ferienmaßnahmen für benachteiligte Kinder möchten die Jugendherberge Sargenroth und die teamZUKUNFT gGmbH gemeinsam einen Beitrag zur Chancengleichheit von Kindern in Deutschland leisten und diesen wichtige Erfahrungen für einen Weg in eine bessere Zukunft mitgeben. Seit über 17 Jahren wird bereits jedes Jahr in den Sommerferien 60 Kindern aus Rheinland-Pfalz im Alter von 7-12 Jahren im Rahmen eines fördernden und defizitausgleichenden Freizeitkonzeptes ein unvergesslicher 10-tägiger Urlaub ermöglicht. Ab dem Jahr 2019 soll eine zusätzliche Ferienfreizeit in den Herbstferien weiteren 50 Kindern die Chance auf diese besondere Auszeit aus dem Alltag ermöglichen.
Fernab ihres Alltags und des belasteten Umfeldes wird den Kindern geholfen, zur Ruhe zu kommen und ihre Sorgen zu vergessen. Durch einen ritualisierten Alltag und feste Strukturen wird ihnen Halt gegeben und Beständigkeit vermittelt. Viele „kleine“ Dinge, die für uns selbstverständlich sind, werden im Rahmen dieser Strukturen gemeinsam erarbeitet und erlernt: Sei es die Hygieneerziehung, der Umgang mit Geld, Fahrradfahren, Schwimmen oder das Essen mit Messer und Gabel. Viel zu erleben und zu entdecken gibt es auch draußen in der freien Natur, hoch oben im Klettergarten oder bei einer Entdeckertour auf dem Bauernhof. Beim gemeinsamen Kochen, Spielen, Sport machen und Entspannen wird auch ein wichtiger Beitrag zur Gesundheitsförderung in Anlehnung an das GUT DRAUF-Programm der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung geleistet.
Die pädagogischen Ziele dieser Ferienmaßnahmen sind somit aufgrund der großen Defizite und des hohen Nachholbedarfs der Zielgruppe sehr vielfältig. Sie beziehen sich auf eine ganzheitliche Förderung der Kinder einerseits und den Defizitausgleich in Bezug auf unterschiedliche Themen andererseits. So werden auf spielerische Art und Weise soziale Kompetenzen erworben, das Sozialverhalten gefördert und die Teilhabe an kulturellem Gut ermöglicht. Der Spaß in der Gruppe kommt dabei nicht zu kurz.
Die Erfahrungen aus den vergangenen Jahren zeigen, wie wichtig eine Fördermaßnahme wie die Ferienfreizeiten der Jugendherberge Sargenroth und der teamZUKUNFT gGmbH für Kinder in prekären Lebenslagen und deren Zukunftschancen ist. Damit wir als gemeinnützige Träger auch weiterhin Kindern diese Möglichkeit bieten können, sich selbst und viel Neues zu entdecken und ihre Träume dadurch etwas näher rücken zu lassen, brauchen wir Ihre Unterstützung!