Wer die winterliche Natur in all ihrer Vielfalt aktiv erleben will, der liegt mit erlebnispädagogischen Angeboten voll im Trend. „Anstrengung, ganz im Körper sein, mit allen Sinnen die Umgebung wahrnehmen ohne jegliche Störung von außen, das ist Unterwegssein im winterlichen Hochgebirge.“, so berichtet uns Christian Kerber von Outward Bound Germany. „Der besondere Reiz liegt in dem direkten Erleben der winterlichen Natur, ohne störende Reize von außen.“ Die Teilnehmer haben die Möglichkeit, sich ganz auf sich und ihr Tun zu konzentrieren und die Erfahrung von Selbstverantwortung zu machen und Erleben von Selbsterfahrung kennenzulernen. Nachfolgend möchten wir drei Möglichkeiten von winterlichen Naturerfahrungen vorstellen.
Schneeschuhwandern – Gruppenerlebnis mit intensiver Selbsterfahrung
Als Gruppenerlebnis macht eine Schneeschuhwanderung besonders viel Spaß. Vorkenntnisse sind für dieses Angebot nicht notwendig, da die entsprechende Gehtechnik relativ schnell erlernt werden kann. Nichtsdestotrotz werden die Teilnehmer ihren Körper bzw. einzelne Muskelpartien neu kennenlernen, denn aufgrund der sich gezwungenermaßen ergebenden watschelnden Gangart werden ungewohnte Muskeln beansprucht und ein leichter Muskelkater ist vorprogrammiert.
Doch die eigentlichen Aspekte dieses erlebnispädagogischen Angebotes liegen nicht auf der körperlichen Selbsterfahrung. Die Stille und Unberührtheit der Natur, abseits von Skipisten und vorbereiteten Wanderwegen, ermöglichen den Teilnehmern, den Fokus auf sich selbst und ihre individuellen Gedanken auszurichten. „Kein Lift oder Pistenraupen stören den Moment – ein tiefes zu sich selbst kommen ist möglich.“, so Christian Kerber. Die Kraft der Natur kann Gedanken und Emotionen wecken, die im Alltag nur allzu gern verdrängt oder hintenangestellt werden. Um solche Erfahrungen einzelner Gruppenteilnehmer auffangen zu können, ist es neben der fachsportlichen Ausbildung der Trainer unumgänglich, ebenso über eine entsprechende pädagogische Qualifikation zu verfügen.
Ein weiterer Aspekt liegt in dem Erleben von unberührter Natur. Der Einsatz von Schneeschuhen ermöglicht das Entdecken von schwer zugänglichen Regionen in Wäldern und Bergen, die ohne dieses Hilfsmittel in der Regel verschlossen bleiben würden. Die Teilnehmer werden eins mit der Natur und laut Christian Kerber entsteht „ein tiefes, unverrückbares Erlebnis mit einer langen Nachwirkzeit und vielen Erfahrungen, die ins alltägliche Leben übertragen und integriert werden können.“
Backcountry – Trend aus Skandinavien
Wer zurück in die Natur möchte, die Einsamkeit sucht und abseits des Mainstreams einmal durchatmen möchte, ist bei Skitouren mit Langlaufskiern genau richtig. Skitouren mit Langlaufski verfolgen im Großen und Ganzen die gleichen Ziele, die auch beim Schneeschuhwandern im Vordergrund stehen. Lediglich die Routen unterscheiden sich deutlich, da mit dem Langlaufski keine steilen Wald- und Bergregionen erkundet werden können.
Seit einigen Jahren wird ein aus Skandinavien kommender Trend auch hierzulande immer beliebter: Das Backcountry Skiing. Hierbei zieht es die Teilnehmer weg von den Langlaufloipen, hin ins Hinterland, in Flachgebiete rund um die Städte, soweit Mutter Natur dies zulässt. Es geht nicht um Bestzeiten und Höchstleistungen. Primäres Ziel ist, die Natur hautnah zu erleben und auf Skiern durch die Winterlandschaft zu wandern. Neben einem speziellen Backcountry-Ski werden acht bis neun Zentimeter Schnee benötigt, um abseits der Loipen wandern zu können. Es wird sich zeigen, ob Backcountry Skiing lediglich eine Trenderscheinung ist oder ob sich diese Form der Naturbegegnung durchsetzen kann.
Iglubau – Alle gemeinsam für ein Ziel
Der Bau eines Iglus zählt sicherlich zu den Klassikern unter den winterlichen, erlebnispädagogischen Angeboten. Der besondere Reiz liegt in der Vielfältigkeit, die der Bau eines Iglus mit sich bringt. Im Vordergrund steht die Teamleistung, ohne die ein Gelingen nicht möglich ist. Nur wenn jedes einzelne Teammitglied bereit ist, sich mit seinen Stärken einzubringen, kann das Vorhaben gelingen. Neben körperlicher Kraft, die für den Bau eines Iglus notwendig ist, werden auch Fähigkeiten wie Vorstellungsvermögen, Improvisationstalent, Ausdauer und vor allem Teamfähigkeit von den Teilnehmern abverlangt. Auch für den Iglubau werden ausgebildete Trainer benötigt, die den Bauprozess der Gruppe begleiten. Sie stehen bei Fragen den Teilnehmern zur Seite und achten darauf, dass beim Hantieren mit Schaufeln und beim Aufschichten der einzelnen Bausteine die Verletzungsgefahr gering gehalten wird. „Der Bau eines Iglus stärkt das WIR-Gefühl einer Gruppe ungemein und verdeutlicht den Teilnehmern, dass in der Gruppe einiges besser klappt.“, so Christian Kerber. Dabei können Rückschläge, beispielsweise bei Einsturz eines Iglus, genauso zusammenschweißen wie der erfolgreiche Abschluss des Bauprojektes. Wichtig ist hierbei, dass die Ereignisse durch den Trainer pädagogisch reflektiert und in der Gruppe besprochen werden.
Wie Sie sehen, bieten sich auch im Winter vielfältige Möglichkeiten an, mit Gruppen erlebnispädagogisch zu arbeiten. Einzelne Elemente, wie die vorab beschriebenen, lassen sich wunderbar in Winterfreizeiten einbinden und schaffen somit eine wertvolle Alternative zu den klassischen Skifreizeiten. Und bei gelungener Durchführung gehen die Teilnehmer gestärkt aus dem Angebot heraus, mit dem Wissen, „... über die Einzigartigkeit der Landschaft, mehr zu können als ich mir zugetraut hätte, jeder einzelne Schritt der Teil eines Weges ist, der zum Ziel führt und ein paar Stunden offline auch einmal gut tut.“, so Christian Kerber.
Wir danken Christian Kerber von Outward Bound Germany für die Unterstützung zu diesem Artikel.
Weitere Informationen zu den Angeboten von Outward Bound Germany finden Sie unter www.outwardbound.de